In den letzten Jahren haben wir uns intensiv mit der Security und Privacy von Android beschäftigt, vor allem im Rahmen unseres Forschungsprojekts PANDERAM. PANDERAM ist vergangenes Jahr zu Ende gegangen, abschließend werden wir noch in diesem und einem weiteren Blogartikel zu den Ergebnissen von PANDERAM berichten.
In diesem Blogbeitrag stellen wir die zweite Version unserer PANDERAM-App und die Ergebnisse der zugehörigen Laborstudie unseres Partners TU Chemnitz vor. Im darauffolgenden und letzten Beitrag zum Forschungsprojekt PANDERAM werden wir dann die Ergebnisse auswerten. Dabei wird es um den Lernerfolg aber auch um den allgemeinen heutigen Stand von Privacy von Android gehen.
Zweite Version des PANDERAM-Demonstrators
In einem vorherigen Artikel haben wir bereits die erste Version des PANDERAM-Demonstrators vorgestellt. In diesem Beitrag soll nun die zweite Version vorgestellt werden.
Was hat sich im Vergleich zur Vorgängerversion getan? Unsere PANDERAM-App kann nun Privacy- und Security-Eigenschaften aus dem individuellen Android-Gerät auslesen und bewertet diese mit dem PANDERAM-Score.
Die folgenden kurzen Videos zeigen wir die praktische Anwendung:
Ergebnisse der zweiten Laborstudie
Mit unserer App möchten wir Nutzer:innen helfen, sich ohne großen Aufwand über die oft versteckten Informationen in Android einen Überblick zu verschaffen und auf diese zuzugreifen. Ob dies tatsächlich gelingt und welche Effekte die App bei den Nutzer:innnen erzielt, untersuchte die zweite Laborstudie der TU Chemnitz.
Die Studie bestand aus zwei Teilen. Der erste Teil wurden im Labor in Chemnitz durchgeführt. Hier sollten die Nutzer:innen Praxisaufgaben mit der PANDERAM-App bearbeiten und diese bewerten. Zudem schätzten sie ihr eigenes Verhalten und Erleben vor und nach der Nutzung der App ein. Nach 10 Tagen startete der zweite Teil der Studie: Den Proband:innen wurde ein weiterer Fragebogen zugesandt, um Alltagsveränderungen zu untersuchen.
Mit Studiendesign und in der Umsetzung der App wurden zwei unterschiedliche Nutzergruppen angesprochen, eine versierte und eine weniger versierte Gruppe in Bezug auf Privatsphäre schützendes Verhalten. Hierauf gehen wir folgende nochmals konkreter ein.
Wesentliche Ergebnisse und Erkenntnisse der TU Chemnitz aus der Laborstudie waren:
- Reduktion der Aufwandserwartung: Die Teilnehmer:innen spiegelten uns zurück, dass der persönliche Privatsphärenschutz mit unserer PANDERAM-App deutlich weniger Aufwand für sie bedeutet als vorher.
- Usability und User Experience weiterhin sehr gut: Dieses Ergebnis hatte bereits unsere erste Laborstudie gezeigt, wir haben daher auch nur wenige Optimierungen in der Gestaltung vorgenommen. Trotz App-Erweiterungen wird unsere PANDERAM-App sehr positiv bewertet.
- Steigerung der Selbstwirksamkeit: In der Studie wurde mit verschiedenen Maßen untersucht inwieweit sich die Nutzer:innen sich Privatsphären- und Datenschutzproblemen gewachsen fühlen. Hier hatte unsere App einen deutlich positiven und anhaltenden Effekt. Diese zentrale Erkenntnis war für uns sehr relevant. Wir konnten also tatsächlich mit dem Werkzeug die digitale Souveränität von Smartphone-Nutzer:innen steigern.
- Verhaltensänderungen auch im Alltag: Auf die explizit gestellten Fragen zu Veränderungen im Nachgang der Nutzung unserer App, wurde von über der Hälfte der Studienteilnehmer:innen mindestens eine Veränderung in Aufmerksamkeit, Einstellung und/oder Verhalten beschrieben.
Es gab auch einige interessante qualitative Rückmeldungen von zwei Proband:innen, folgend [redaktionell leicht angepasst]:
„[Die] Bildschirmsperre [wurde von mir] auf unter 5 Minuten gesetzt. Ich habe häufiger mein Standortordnung deaktiviert, ich habe mir bei älteren Apps die ich länger nicht benutzt habe überlegt […] diese [zu] löschen.“
„[Die] Auswahl der Sicherheitseinstellungen wird nun besser verstanden[,] ich weiß nun was ich wo auswählen muss/kann[.]“
- Wenige Unterschiede für verschiedene Gruppen von Nutzer:innen: Die in unserem Studien- und App-Design vorgesehene Differenzierung zwischen mehr oder weniger versierten Nutzergruppen hatte nur wenige Auswirkungen, hiervon waren wir überrascht. Aus den Rückmeldungen dazu haben wir gelernt, dass wir mit der PANDERAM-Idee grundsätzlich weniger technik-affine Nutzer:innen ansprechen und die Texte und Informationen in unserer App ausgebaut werden müssten, um eine größere Bandbreite von Nutzer:innen anzusprechen.
An mehr Informationen interessiert? Alle Ergebnisse der TU Chemnitz aus dem Projekt PANDERAM sind hier online verfügbar.
Abschließend bescheinigten unsere Studienteilnehmer:innen der PANDERAM-App eine hohe persönliche und gesellschaftliche Relevanz. Sie würden diese App gerne auch zukünftig öffentlich und kostenfrei nutzen können.
Als Projektkonsortium kommen wir zu dem Fazit: Ja, wir konnten die zum Förderaufruf beschriebenen Projektziele erreichen. Uns ist es gelungen mit unserem Tool die Selbstwirksamkeit von Nutzer:innen zu steigern und sie so zu unterstützen digitale Souveränität zurückzuerlangen.
Da unser Projekt jetzt bereits abgeschlossen ist möchten wir uns auch noch einmal bei unserem internen secuvera-Team sowie bei allen Kolleg:innen unserer PANDERAM-Partner für die tolle Zusammenarbeit in den vergangenen dreieinhalb Jahren bedanken.
Und was haben wir als secuvera nun gelernt? Darauf gehen wir in kürze im letzten Artikel zum Forschungsprojekt PANDERAM ein.